Je älter unsere Kinder werden, umso mehr Freiheit fordern sie von uns ein und genau DAS ist für viele Eltern eine große Herausforderung. Wir wissen, welche Gefahren „in der großen weiten Welt“ auf unsere Kinder lauern und möchten sie in Sicherheit wissen. Aber Kinder haben ein Recht eigene Erfahrungen zu sammeln und sich diese Welt zu erobern. Wenn wir unsere Kinder stärken und gut vorbereiten, sie zu selbstbewussten und starken Menschen erziehen, können sie Schritt für Schritt in die Freiheit entlassen werden.
Deshalb möchte ich heute einige Werkzeuge für diesen „Sicherheitsrucksack“ vorstellen:
- Gute Geheimnisse – Schlechte Geheimnisse
Bereits kleinen Kindern kann der Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen erklärt werden. Gute Geheimnisse fühlen sich im Bauch richtig gut an. Dies kann z.B. eine Überraschungsfeier oder ein Geschenk für jemanden sein. Kinder fühlen ganz instinktiv, dass es ein gutes Gefühl ist dieses Geheimnis zu bewahren und jemandem eine Freude zu bereiten. Schlechte Geheimnisse hingegen verursachen Bauchschmerzen. Hier ist es besonders wichtig zu erklären, dass Geheimnisse, welche ihnen Angst machen, unbedingt einem vertrauenswürdigen Erwachsenen erzählt werden sollen. Nur wenn sich unsere Kinder uns anvertrauen, können wir sie schützen.
- Mein Körper gehört mir und Nein sagen
Auch Nein sagen will gelernt sein. Kindern kann von klein auf gesagt werden, dass nur sie über ihren Körper bestimmen. Und das betrifft nicht nur fremde Personen sondern auch die Familie. Wieso sollte es in Ordnung sein, dass Tante X mir ein Bussi gibt, wenn ich das nicht möchte? Unterstützen Sie ihr Kind dabei bestimmt aber freundlich, auch Verwandten und Bekannten die eigenen Grenzen mit einem klaren Nein zu zeigen.
- Sexualerziehung
Ja, auch eine frühe und altersentsprechende Aufklärung trägt dazu bei, dass wir unsere Kinder und später sie sich selbst besser schützen können. Besonders gut hat dies Frau Mag.a Gabriele Rothuber (2017) auf www.gewaltinfo.de beschrieben. Sie schreibt, dass gut aufgeklärte Kinder
- Richtige „Namen für all ihre Körperteile [haben]“
- „wissen, wo Sexualität „hingehört“ – nämlich zu großen Jugendlichen oder Erwachsenen, wenn beide das wollen“
- „mit ihren Fragen nicht alleine gelassen [werden]“
- „deshalb früher geschützt [sind]: weil sie Übergriffe einordnen und abwehren sowie sich schneller Hilfe nach einem erfolgten Übergriff holen können.“
Die Aufklärungsarbeit kann laut Mag.a Rothuber (2017) bereits ab 3 Jahren langsam mit dem Erklären der Geschlechtsunterschiede beginnen. Circa ab 6 kann dem Kind bereits erklärt werden, wie Babies in den Bauch der Mama „hineinkommen“.
- Codewort
Für den Fall, dass ein Fremder unser Kind anspricht und meint, dass er/sie es holen soll, da Mama und Papa etwas zugestoßen ist, kann ein spezielles Codewort vereinbart werden. In diesem Fall kann aber auch erklärt werden, dass niemals eine fremde Person das Kind abholen wird. Entweder werden es Großeltern, Verwandte, bereits bekannte Nachbarn oder die uniformierte Polizei sein.
- Geh nie mit Fremden mit
Am gefährdetsten sind unsere Kinder in ihrer unmittelbaren Umgebung, aber die Gefahr, dass ein Fremder versucht das Kind anzusprechen, ist nicht auszuschließen. Deshalb ist es wichtig immer wieder zu erklären, dass verschiedene Tricks angewendet werden können um das Kind zum Mitgehen zu bewegen. Früher waren es Süßigkeiten oder Eis. Heutzutage berichten die Medien eher von Versuchen mit Welpen, kleinen Kätzchen oder tollem Spielzeug. Auch, dass es sich um einen Mann ODER/UND eine Frau handeln kann, sollte gesagt werden.
- Hilfe holen
Wenn sich ein Kind in einer bestimmten Situation unwohl fühlt oder tatsächlich einmal von einer fremden Person angesprochen wird, ist es wichtig, dass es sich Hilfe holt. Das können z.B. andere Erwachsene auf der Straße sein. Noch besser ist es in das nächste Geschäft zu gehen und dort um Beistand zu bitten. Falls notwendig kann das Kind auch einfach auf der Straße laut um Hilfe rufen und schreien, dass es die fremde Person nicht kennt.
- Selbstvertrauen
Der wohl wichtigste Punkt ist das Selbstvertrauen der Kinder. Wenn sie sich innerlich stark fühlen und wissen, dass ihre Eltern hinter ihnen stehen und ihnen vertrauen, können sie in schwierigen Situationen leichter die richtigen Entscheidungen treffen.
Falls Sie etwas Neues für sich und Ihre Kinder mitnehmen konnten, freut uns das sehr. Und falls Sie bereits die beschriebenen Werkzeuge kennen und einsetzen, noch viel mehr.
Alles Liebe
Quelle: Mag.a Gabriele Rothuber (2017). Altersgemäße Aufklärung als Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch. Abgerufen am 24.05.2021, von https://www.gewaltinfo.at/themen/2017_10/altersgemaesse-aufklaerung-als-praevention-von-sexuellem-kindesmissbrauch.php