Langsam wurde es immer kälter, fast alle Blätter waren schon von den Bäumen gefallen, die Zeit des Teetrinkens und des Nüsse Essens war angebrochen.

Auch die drei Freunde saßen gemütlich beisammen und schrieben Briefe ans Christkind. Sie wussten, dass sie einwenig früh dran waren, aber man konnte ja nicht früh genug anfangen, oder?

August, der Hund wünschte sich, so wie jedes Jahr, einen schönen Schweinsknochen, an dem noch vielleicht ein bisschen Schinken zu finden sei. Der schlaue Fuchs hätte so gerne ein großes, dickes Buch bekommen, indem er alles Wissenswerte nachlesen könnte. Unser kleiner Hampelmann wünschte sich so sehr eine Eisenbahn aus Holz, wobei die Lokomotive bitte zischen sollte und viele Waggons dazu. Jeder von ihnen war damit beschäftigt seinen Brief zu schreiben, und so schön wie nur möglich zu verzieren.

Plötzlich klopft es an der Tür. Die drei Freunde blickten auf, wer könnte sie denn jetzt besuchen? August schnüffelt an der Tür, er erkannte zwar den Geruch, aber er wusste nicht wem er ihn zuordnen sollte, der schlaue Fuchs lugte durchs Fenster, er sah einwenig Licht, aber er konnte niemanden erkennen. Schließlich nahm der Hampelmann seinen ganzen Mut zusammen und öffnete die Tür.

Ein kalter Windhauch wehte herein, eine leise aber feste Stimme sagte: „Grüß Gott, mir ist so kalt, darf ich bitte zu euch kommen?“ Kurz schauten sich die anderen an, dann nickten sie zustimmend und hießen  den kleinen Gast willkommen.

Sie baten ihm Tee und die ersten Weihnachtskekse an. Neugierig erkundigten sie sich, warum er den allein unterwegs sei und, ob er niemanden hätte der auf ihn schaute. Der geheimnisvolle Besuch lächelt einwenig und schwieg.

Nach einer Weile erzählt das kleine Geschöpf, dass es schon bei etlichen Türen geklopft hätte und angefragt hätte, ob es hinein dürfe, doch niemand wollte das liebevolle Wesen herein lassen. Für die kleine Gestalt hatte niemand Geduld, oder einwenig Wärme übrig. Sie seien die ersten nach einer langen Reise, bei denen es sich ausruhen dürfe. Verwundert sahen sich die Drei an. Es war still im Raum, aber nicht unangenehm.

Es fing ein Gespräch an, wie dunkel oft die Welt sei, kalt, verletzend und zerstörerisch und wie wichtig solche Momente seien, wie dieser, den sie gerade erleben durften. Es kam ihnen auch der Gedanke, dass Menschen sich oft abgrenzten, keine Freude oder Gefühle an sich heran lassen würden und nur mit sich beschäftigt seien. Wie schwer es oft sei, etwas liebes für jemanden tun zu wollen, da die meisten denken, man wolle ihnen etwas Böses. Dass Leute oft verletzen und es gar nicht merkten, sich nicht in die Seele, ins Herz des anderen hinein versetzen könnten. Wie oft der Glaube an das Gute und Liebgemeinte fehlte und wie wichtig es doch sei, jemanden von Herzen etwas Gutes zu wünschen. Dann hielten sie inne und es trat wieder Ruhe ein.

Nach einem Augenblick des wortlosen Beisammenseins sprachen sie jedoch darüber, wie schön es sei Freunde zuhaben, sich in  einer Familie geborgen zu wissen. Menschen zu kennen, mit denen man lachen und weinen konnte. Jemanden zu lieben und dieser Person eine Freude zu bereiten. Einem Kind zu zulächeln und dieses erwidere das Lächeln. An jemanden denken zu können und sich sicher zu sein, das ist ein Freund, der mir immer gut sein wird, auch wenn ich manchmal Fehler mache.

Es verging der Nachmittag und der Abend brach an. Der kleine Gast stand auf und meinte er müsse jetzt wieder weiter ziehen, denn er hätte noch viel zutun.

Sie verabschiedeten sich, als wären sie alte Freunde. Noch lange sahen die Drei der ihnen so vertrauten Gestalt nach, wie sie in die Dunkelheit der Nacht verschwand.

Als sie wieder in ihrer Stube saßen, bemerkten sie, dass sie nicht einmal nach dem Namen gefragt hatten. Sie liefen zur Tür um das kleine Persönchen zurück zu rufen. Doch dann hielten sie inne. Sie mussten nicht fragen, denn sie spürten wer es gewesen war.

(Veronika Lippert)

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