Nicht nur die Landschaft und Natur in Tansania sind unglaublich beindruckend, auch die Menschen sind es. Die Erwartungen an das Leben, die Einstellung zu Kindern und Familie, Wünsche, Träume,…alles ist anders und doch so gleich.
Eines Abends spreche ich lange mit Lesse, dem Manager der Masai Lodge und natürlich selbst Masai. Ich möchte wissen, wie die jungen Masai ihr Leben gestalten, wie viele Frauen und Kinder sie haben und wie sie ihre Kinder großziehen. Lesse kommt selbst aus einer Familie mit 15 Kindern und mit ihm haben nur drei davon einen Job. Diese drei sind für die gesamte restliche Familie – also 12 Geschwister, deren Familie und die Eltern verantwortlich. Das hart verdiente Geld ist also sehr schnell wieder ausgegeben.
Lesse möchte sein Leben anders gestalten. Er hat schon zwei kleine Söhne, wünscht sich aber eine Tochter, denn „Girls always love their Daddys“…diese Erkenntnis haben anscheinend schon weltweit Väter gewonnen!
Mehr als 4 Kinder möchte Lesse nicht, denn gute Bildung ist teuer. Trotzdem möchte er seinen Söhnen – und vielleicht auch irgendwann einmal den Töchtern – eine gute Ausbildung ermöglichen. Er sieht, dass dies der einzige Weg in ein besseres Leben ist und nimmt die Einbußen dafür gerne in Kauf.
Lesse strahlt richtig, wenn er von seinen Jungs erzählt. Plötzlich wird er still und fast ein bisschen wehmütig: „ Ich sehe hier natürlich, wie sich die Welt entwickelt, wie Technik voranschreitet und was wir alles nicht haben….mir ist klar geworden, dass die Kühe der Masai in der modernen Welt nichts mehr wert sind.“
Dieser Satz beindruckt mich und macht mich auch ein bisschen traurig. Die Erkenntnis, dass die eigene Art zu leben mit einem Ablaufdatum versehen ist, erlegt diesem jungen und engagierten Vater eine schwere Bürde auf. Er hält kurz inne und dann plötzlich strahlt er wieder und sagt:
„Aber eines haben die Masai, was es nicht oft gibt in eurer Welt. Auch wenn eine Mutter nachmittags nicht weiß, was sie ihren Kindern zum Abendessen geben soll, so wird sie trotzdem lächeln und glücklich sein!“
Damit hat Lesse völlig recht. Wir haben so viel in unserer Welt, können fast jederzeit im Supermarkt kaufen, worauf wir gerade Lust haben….und trotzdem lächeln wir so selten!
Ich möchte versuchen, mich in Zukunft mehr darüber zu freuen und dankbar dafür zu sein, dass unser größtes Problem zuhause oft ist, nicht zu wissen was man einkaufen soll, weil das Angebot einfach so groß ist und die Kids ständig unterschiedliche Wünsche haben.
Zufriedenheit und Dankbarkeit sind uns leider oft irgendwie abhanden gekommen. Was das angeht, können wir von den Menschen hier noch sehr viel lernen. Ich nehme mir fest vor, etwas davon mit zurück nach Österreich zu nehmen und öfter lächelnd durch den Supermarkt zu hetzen!
Teilweise ist mir das gelungen und es bringt mir manchmal den einen oder anderen skeptischen Blick meiner Mitmenschen ein, wenn ich mich in der Gemüseabteilung mal wieder über das reichhaltige Angebot freue und einfach lächle!
Ihre Maria Koblicha-Rathausky