In letzter Zeit beobachte ich vermehrt Szenen zwischen Eltern und ihrem Nachwuchs, die Aussagen diverser Experten über die steigende Anzahl an Tyrannenkinder unterstreichen.

So hat sich zum Beispiel folgende Szene in einem Kaffeehaus im 7. Wiener Gemeindebezirk zugetragen:
Ich saß mit einer Freundin bei Kaffee und Törtchen, als eine Bekannte meiner Freundin ins Café kam. Mit dabei war die ca. 8-jährige Tochter dieser Bekannten, welche die beginnende Unterhaltung zwischen den Erwachsenen schon dezent genervt beobachtete. Es wurden noch keine 2 Sätze zu Ende gesprochen, da begann das Töchterchen schon mit der Ausdauer und Taktsicherheit eines Metronoms und in stets gleichbleibend nerviger Tonlage, mit und durchaus beachtlicher Vehemenz ihr „Mama….Mama….Mama….“ –Mantra vorzutragen.
Die geduldige und wertschätzende Mama versuchte sich mit verschiedenen Vorschlägen etwas Zeit zum Plaudern zu verschaffen, doch sowohl der Gang zur Vitrine um sich schon mal etwas auszusuchen, als auch der Hinweis auf verschiedene Zeitschriften, die für eine kurze Weile die Zeit vertreiben könnten, wurde mit lautstarkem Geraunze und eindeutigem Missfallen kommentiert. Das Goldkind stimmte stattdessen wieder sein Mantra an, die Mutter wirkte erstaunlicher Weise nur leicht genervt – Tendenz allerdings rasch steigend.

An ein Gespräch zwischen den beiden Frauen, nicht mal an einen klitzekleinen Small Talk, war nicht mehr zu denken. Mittlerweile war ich vom Verhalten des Kindes und der Mutter gleichermaßen genervt und eigentlich recht froh, als die Bekannte meiner Freundin mit ihrem Kind dann lieber das Lokal verließ, als ihr gutes Recht auf ein Gespräch zwischen Erwachsenen durchzusetzen. Wir beide kommentierten die Szene mit einem kurzen Augenrollen und widmeten uns wieder unseren Törtchen und Gesprächen.

Ich frage mich manchmal, was aus den Kindern der sogenannten Helikoptereltern für Erwachsenen werden….Immer stehen sie im Mittelpunkt, immer setzten sie ihren Willen durch und immer steht ihr eigenes Bedürfnis an erster Stelle. Wie geht es solchen Kindern im Kindergarten oder in der Schule? Überall da, wo es noch andere gibt, die ebenfalls Bedürfnisse und Befindlichkeiten haben? Von den Eltern kennen sie das ja offenbar nicht, denn die stellen alle ihre eigenen Bedürfnisse hinten an und richten sich voll und ganz nach ihrem Nachwuchs. Ich frage mich auch, ob diese Kinder später einmal tolerant und teamfähig sein werden oder mit ihnen eine Flut an Einzelunternehmen heranwächst.

Ich selbst habe drei Kinder – alle mit ihrem eigenen Sturkopf und einer gewissen Launenhaftigkeit ausgestattet. Trotzdem hatte ich in den vergangenen 20 Jahren Mutterschaft nie das Gefühl, mich nur noch den Bedürfnissen und Wünschen meiner Jungs unterwerfen zu müssen. Natürlich stehen die Kinder auch bei uns an erster Stelle, dennoch sind wir weiterhin nicht nur Eltern sondern auch ein Paar, nicht nur Mama oder Papa sondern auch Maria und Oliver. Auch Eltern bleiben Menschen, die  Freundschaften pflegen und weiterhin eigene Bedürfnisse, Interessen und Hobbies haben.

Es ist natürlich wichtig und richtig, dass Kinder der größte Schatz in unserem Leben sind, wir sie hegen und pflegen, ernst nehmen und in ihrem Tun bestärken. Aber bitte liebe Eltern…wir müssen mit der Geburt eines Kindes nicht gleich alle eigenen Interessen, Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle in einen Koffer packen und diesen bis zum Auszug des geliebten Nachwuchses in einer Abstellkammer verstauben lassen. Kinder halten es aus, wenn wir auch einmal etwas für uns tun, wenn wir Freunde treffen, in Ruhe plaudern oder unseren Hobbies nachgehen. Sie profitieren von ausgeglichenen, glücklichen Eltern, die ab und zu auch einfach mal Paar, X oder Y sein dürfen. Bei aller Liebe und Rücksichtnahme sollten wir eines nicht vergessen:

“ Geht´s uns Eltern gut, geht es auch unseren Kindern gut!“

 

Ihre Maria Koblicha-Rathausky

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