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ein Interview mit dem Nervernarzt Dr. Richard Saul hat mich doch etwas nachdenklich gestimmt. 5% aller Kinder zwischen 3 und 17 Jahren leiden am Zappel-Phillip-Syndrom (oder eher die Eltern und Pädagog_innen). Bekannt wurde es auch unter dem Namen: Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom kurz ADHS. Das bedenklich daran ist, dass von 1999 bis 2013 die Verordnungen für Medikamente wie Ritalin in Deutschland um 600% gestiegen sind. Diese Substanzen sind Aufputschmittel, die auch die gleichzeitig auch die Leistung in Schule und Beruf steigern – ein angenehmer Nebeneffekt. Nichtsdestotrotz können diese Medikamente abhängig machen und haben Nebenwirkungen.

Saul hat herausgefunden, dass es mindestens 20 verschiedene Leiden mit ähnlichen Symptomen gibt, wie: Impulsivität, leicht ablenkbar, kurze Aufmerksamkeitsspanne oder Hyperaktivität. Daher kann man es nicht so einfach ADHS nennen. Oft sind es einfache Gründe wie: Kurzsichtigkeit, Schlaf- oder Eisenmangel, die genauso Auslöser für ADHS-ähnliche Verhaltensweisen sein können.

Ziemlich bedenklich ist es, bereits kleinen Kindern Medikamente gegen ADHS zu geben, nur um ihren natürlichen Bewegungsdrang zu reduzieren.

Besonders Buben brauchen viel Bewegung, um ihre Muskeln gut auszubilden. Ihre Körpermasse besteht zu 40% aus Muskeln, Mädchen haben hingegen nur 24% davon, dafür besitzen diese schon zu Beginn doppelt so viele Nervenverbindungen zur Muskelarbeit. Daher ist es nur verständlich, dass Buben sich bewegen „müssen“, um die Nervenverbindungen im Gehirn aufzubauen, die wichtig für die Bewegungsabläufe sind.

Bei meinem Sohn merke ich, dass er unentspannt reagiert, wenn er zu wenig „Auslauf“ hatte. Sind wir an einem regnerischen Tag nur zu Hause und verbringt er zu viel Zeit vor dem Computer, wird er quengeling, hüpft wie wild durch die Wohnung, folgt weniger und kann schlechter einschlafen. Hingegen mehrere Stunden im Freien, bevorzugt auf einem Kinderspielplatz oder noch besser in der Au, wo er sich so richtig mit Stecken kämpfend austoben kann, lassen ihn später zur Ruhe kommen, er ist ausgeglichener am Abend und schläft besser ein. Die Natur ist ein Ausgleich zur Reizüberflutung, die auf unsere Kinder an allen Ecken und Ende einprasselt. Und sind wir uns ehrlich – geht es uns nicht auch so, dass uns ein Waldspaziergang mehr beruhigt, als im überfüllten Einkaufzentrum Schnäppchen nachzujagen?

Nutzen Sie die Osterzeit auch dazu hinauszugehen, frische Luft zu tanken und genießen Sie die Zeit mit Ihrer Familie. Übrigens – es gibt kein schlechtes Wetter, man braucht nur die richtige Kleidung für draußen, wann sind Sie das letzte Mal mit Gummistiefeln durch Lacken gehüpft, da kommen echt Kindheitserinnerungen hoch – garantiert!

(Michaela Nikl)

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