Haben Sie die Weihnachtsferien auch für sportliche Aktivitäten genutzt? Mein Sohn (6) ist das erste Mal auf Schien gestanden und ich war sehr stolz auf sein Naturtalent. Er hat sich unheimlich geschickt angestellt und auch viel Lob von mir geerntet, was ihn natürlich zu noch mehr Höchstleistungen angespornt hat.

Ganz im Gegensatz konnte ich eine Mutter beobachten, die an ihrem ca. 10-jährigen Sohn nur herumgenörgelt hat. Während wir beim Lift angestellt warteten, hat sie unentwegt auf das Kind eingeredet: „Manuel, stell Dich in die Reihe. Nein, warte, die da vorne gehören zusammen, lass, sie vor. Jetzt fahr weiter. Manuel, Du weißt, wie Du den Bügel halten musst? Und warte oben auf mich. Manuel, oben dann links aussteigen. Und schau, Du musst ein bisschen mehr in die Knie gehen. So, mach das!“, „Aber das tut mir weh!“, hat der Bub verzweifelt erwidert, blieb aber ungehört, weil die Mutter bereits wieder mit den nächsten Erklärungen gestartet hat, warum in die Knie gehen so wichtig wäre. Der Bursche war immer mehr in sich zusammen gesunken und hatte es aufgegeben, seine Meinung weiter kund zu tun. Vorne beim Tellerlift, ist er nach wenigen Metern aus der Liftspur gefallen und wie ein Käfer auf dem Rücken liegengeblieben. Die verzweifelte Mutter hatte sofort wieder zu einer Sprechtirade angesetzt, wie ungeschickt er sich doch verhielt und dass er Schi fahren wohl nie lernen werde.

Können Sie sich in die Lage von Manuel versetzten, wie wird er sich im Gegensatz zu meinem Sohn gefühlt haben? Christoph ist auch mehrmals aus der Spur gefallen, aber ich habe ihn weiter angespornt: „Beim nächsten Mal schaffst Du es! Ich nehme Deine Stecken, dann kannst Du Dich besser anhalten. Stell Dir vor, dass Du oben ankommst und versuche in der Spur zu bleiben!“ Und nach dem 3. Anlauf hat er es dann tatsächlich geschafft, sein Strahlen war perfekt und mein Stolz riesig, weil er sich wesentlich geschickter als ich in diesem Alter angestellt hatte.

Am Abend hat mich die Geschichte von Manuel traurig gemacht, ich habe mich an meine eigene Kindheit erinnert, ich habe mich in der Volksschule oft wie Manuel gefühlt. Ich war ein dickes Kind mit Brille, Legasthenikerin – damals natürlich noch völlig unbekannt -, war dementsprechend schlecht in lesen und rechtschreiben, war sportlich und handwerklich gänzlich ungeschickt und spürte plötzlich diese kindliche Trauer in mir hochkommen. Christoph, der meine Tränen gesehen hat, fragte, was mit mir los wäre. Und ich hab ihm erzählt, wie ich mich damals gefühlt habe.

Und dann hat dieses weise Kind mich gefragt: „Aber Mama, was kannst Du gut?“ und ich habe geantwortet: „Ich kann gut Geschichten schreiben!“, „Und was kannst Du noch gut?“, „Ich kann lustige Seminare halten, in denen sich die Leute viel mitnehmen können!“, „Und was kannst Du noch gut?“, „Ich kann Dich sehr, sehr lieb haben!“, „Und was kannst Du noch gut?“ …..

Das ging dann noch mehrmals hin und her, bis Christoph gestoppt und nachgezählt hat. „Mama, Du kannst 27 Sachen gut!“ und dann habe ich dieses beste aller Kinder ganz innig an mich gedrückt und ihm einen dicken Schmatz gegeben.

Meine Traurigkeit war daraufhin verflogen! Es gibt also auch für Manuel noch Hoffnung einmal drauf zu kommen, was er gut kann J. Mit Lob, Zuversicht, Geduld und einer starken positiven Bindung geht es allerdings wesentlich schneller.

Und was können Sie gut? Was machen Sie in Ihrer Erziehung richtig, worin sind Sie Ihrem Kind ein Vorbild? Wofür bewundern andere Menschen Sie?

Ihre Michaela Nikl /Ihre Elternwerkstatt

 

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